Dienstag, 18. Dezember 2007

Reiselust....

Abenteuerlust und Neugierde sind wohl bei jedem Kind wichtige Triebkräfte der persönlichen Entwicklung und warum nicht auch bei mir. Es war also deshalb nicht verwunderlich, als ich von meinen Freunden erfuhr, dass eine Klassenausfahrt übers Wochenende auf dem Programm stand, allerdings bei den Zweiten Klassen, dass ich, obwohl ich erst Erstklässler, da mit musste. Ich begann sogleich mit den Vorbereitungen für meine zweite große Reise, diesmal jedoch ohne die Oma.
Meine wenigen Sachen, ein Paar lange Strümpfe, ein Kanten Brot und ein Leibchen, dies war so ein komisches Ding, wo bei kleinen Jungen die langen Strümpfe befestigt wurden, reichten aus um gut übers Wochenende zu kommen. Freitags früh marschierte ich eifrig und pünktlich zur Schule, so dachte jedenfalls meine Großmutter.
Die beiden uns begleitenden Lehrerinnen konnte Dank der Hilfe meiner Freunde am Treffpunkt nicht feststellen, dass sie eigentlich ein Schüler zu viel in der Klasse hatten.
Diesmal sollte es auf ein altes Schloss nach Langleuba - Niederhain gehen. So diszipliniert wie nie zuvor marschierte die Klasse zum Bahnhof nach Krabitsch und los ging die Fahrt. Es klappte bis ans Ziel alles vorzüglich. Der Schwindel flog erst auf, als es ans Verteilen der Strohsäcke ging. Auf einmal gab es einen Schüler zu viel in der Klasse und ich bzw. wir wurden ertappt mit unser Mauschelei.
Sogleich wurde über das Gemeindeamt die Schule und so auch meine Großmutter verständigt. Sie hatte sich ja schon riesige Sorgen gemacht, weil ich nicht sofort von der Schule nach Haus gekommen bin.
Nun ja ich hatte Glück, da es eine Extrafahrt zurück nicht gab, durfte ich übers Wochenende bleiben und an allen Ausflügen teilnehmen. Mit einen Schlag waren wir, unsere Gruppe, und ich eingeschlossen, an der Schule die Größten.
In den folgenden zwei Jahren, die wir noch auf dem Dorfe wohnten, bevor der große Schaufelradbagger unser Haus erreichte vergingen im täglichen allerlei nach dem Motto „Schule - Spielen – Schlafen“, zu den wenigen Erinnerungen aus der damaligen Zeit gehörte neben dem, alle 14 Tage stattfindenden Dorfkino im Gasthof, organisiert vom Landfilm, die neue Weltsensation, so mindest kam es uns so vor, das Fernsehen. Im Hinterzimmer unseres Gasthofes wurde eine unförmige Kiste aufgestellt mit einen Tellergroßen Bildschirm, so konnten wir die wöchentlich nur Stundenweise ausgestrahlten Sendungen, allerlei verschiedene Fernsehbeiträge an einzelnen Nachmittagen erleben. Äußerst schwierig war es in jener Zeit einen günstigen Platz im überfüllten Hinterzimmer der Dorfschenke zu ergattern. Es war schon aufregend was da aus so einer kleinen Kiste alles kommen konnte.
Das Dorfkino hatte es mir jedoch angetan, ich entwickelte mich zu einen richtigen Kinofan. Ein Film aus dieser Zeit ist mir noch Heute in besonderer Erinnerung. Es war der Film, „Der Untergang der Titanic“, ihn habe ich mir im Nachbardorf gleich noch einmal, am nächsten Tage angesehen. Ich wusste immer was für ein Film für Kinder an den Nachmittagen gegeben wurde. An den Tagen vor diesen Großereignis war ich ein regelrechter Musterknabe. Ich kam pünktlich und relativ sauber von der Schule nach Hause, machte freiwillig meine Hausaufgaben - kurz es ging immer um die 25 Pfennige für die Kinokarte. Das liebe Geld war da für mich schon immer ein großes Problem, da gab es die Großmutter und die Tante - bei ihnen gab es meist nichts zu holen, denn sie hatten selbst nur das Nötigste, da waren meine Eltern mit ihren strengen Maßstäben, und dann gab es noch so diverse Einnahmequellen für uns Stifte, wie das Sammeln von Kartoffelkäfern ( eine Mark für ein Marmeladenglas ), die Hilfe beim Einkaufen für ältere Herrschaften, in Form von Tasche tragen, aber da bekam man meist nur Bonbons als Saalaer. Auch fand nicht jede Woche eine Hochzeit im Dorf statt, wo wir uns um das Brautgeld, welches so verstreut wurde Prügeln konnten. Es wurde immer schwieriger den Einlassdienst so auszutricksen um in den Saal zu gelangen. Als wieder einmal Mattheus am letzten in Sachen Kinogeld bei mir war, stibitzte ich kurz entschlossen mir die 25 Pfennige vom Küchenschrank. So konnte ich zwar den Film sehen, doch als ich zu Hause ankam gab es noch einen Krimi gratis. Meine Tante bemerkte das Fehlen des Geldes und leugnen war zwecklos - die Strafe folgte auf dem Fuße in Form von schlimmen Dellen am ganzen Körper.

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