Donnerstag, 3. Januar 2008

Freizeitgestaltung

Sonntags Nachmittags gegen 16.oo Uhr trafen wir uns meist, beim Clubnachmittag im Volkshaus, heute würde man Disco dazu sagen. Der Unterschied bestand allein darin, da es nur wenige elektronische Medien zur Tanzmusikproduktion gab, eben live gespielt wurde, mit richtiger Kapelle, Sängern und Moderatoren und dies alles für ganze 1,50 Märker. Gewürzt wurden diese Jugendtanz Veranstaltungen mit allerlei Spielchen oder auch Showeinlagen in den Tanzpausen. Da Anfangs bei uns Jungen das Biertrinken und prügeln im Mittelpunkt stand, waren diese kleinen Tanzpausen ein willkommener Anlass nun mal ein wenig Aufmerksamkeit zu erzielen, bzw. etwas zu erleben.
Bei uns in der Gruppe ging es dabei immer abwechselnd zu, jeder hatte einmal das Vergnügen dabei mitzuwirken und davon drücken das war Feigheit vorm Feind und kostete eine Runde Bier. Mit meinen nun schon 15 Jahren, hatte ich mich in unser Truppe fest eingelebt. Wir waren etwa 30 Schüler aus unseren Klassenstufen die sich dort immer trafen, wir hatten unseren Stammplatz, tranken gemütlich unsere Bierchen und warteten, was der Abend so bringen würde.
( Abend war natürlich stark übertrieben, die Veranstaltung ging von 16.00-21.OO Uhr ).
Für diesen bewussten Nachmittag hatte ich mir extra von meinen Stiefvater die Schuhe ausgeliehen oder weggefunden, denn meine Treter waren abgewirtschaftet wie Deutschland nach den 2. Weltkrieg. Die Spitzen der Schuhe wurden mit Zeitungspapier ausgestopft, sie wurden auf Hochglanz poliert und rein ging es ins Vergnügen. Als ob ich es geahnt hatte, ich musste diesmal bei der Pauseneinlage auf die Bühne. Mit roten Ohren und etwas ausgeleierten Schuhen meldete ich mich und wurde für gut befunden um mitzuspielen. Mit meinen Jugendweiheanzug, die Hose zeigte schon Hochwasser an, mit schlackernden Knien und fünf weiteren Kandidaten sollte nun ein Tanzturnier der Sonderklasse frei nach gespielten Melodien gestartet werden. Hierzu wurden die 6 Delinquenten mit verbundenen Augen in den Saal, an Tische mit vergleichbaren Tanzpartnern geführt der Rest sollte sich dann aus den Fähigkeiten und Möglichkeiten der einzelnen Teilnehmern ergeben.
Mir war so als hätte mich der Blitz getroffen, vom Tanzen Null Ahnung, vor Aufregung schwitzend, forderte ich jedoch mutig das Madel zum Tanze. Nach Ende der Musik durften wir die Augenbinden abnehmen, die Partnerin galant auf die Bühne begleiten und uns den Publikum zur Auswertung präsentieren. Gewinnen sollte derjenige, der den längsten und stärksten Beifall bekam. Wir waren ja alle nur Anfänger, aber meine Partnerin und ich hatten die zahlenmäßig stärksten Gruppierungen auf unserer Seite. Unsere Kumpels Pfiffen und Klatschten was das Zeug hielt und so wurden wir Turniersieger. Der Preis war eine Flasche Weiswein für uns beide. Abgesehen davon, das die Kleine recht hübsch war und ich noch sehr schüchtern, hatte ich nunmehr eine neue Bekannte kennen gelernt und eine neue Aufgabe vor mir. Ich musste unbedingt das Tanzen erlernen, denn so konnte es nicht weiter gehen. Für die Tanzschule hatte ich weder Zeit noch Geld und so musste es eben durch hartes Training gehen. Mit der Zeit beherrschte ich alsbald den sogenannten „Einheitsschieber“ (Zwei vor, einer zurück) perfekt und anwendbar auf alle Tanzmusikarten.
Den Walzer erlernte mir meine Mutter. Sie war ja stolz einen so großen Jungen zu haben, der sie auf die Tanzfläche führt. Ich muss ehrlich sagen, Tanzen hatte mir immer sehr viel Spaß gemacht, beim Tanz ein schönes Mädel in den Arm zu halten, und sich bei den Klängen der Musik dem Zauber des Weiblichen hinzugeben ist doch das aller Größte. Noch heute reißt es mich vom Hocker, wenn Schlager aus der damaligen Zeit im Radio gespielt werden, an die ganz konkrete Erinnerungen geknüpft sind.
Immer gab es schon Mädels die es beim Tanzen wissen wollten, sie knallten sich so eng an die armen Jungs ran, das diese mit roten Ohren und gehobener Rute am Ende des Tanzes die Tanzfläche verließen. Das ist ja auch verständlich, denn auch die jungen Frauen wollen und sollen schon mal bewusst einen richtigen Jungen in Aktion erleben und eine Tanzmöhre am eigenen Leib spüren, ist ja auch ihr gutes Recht, aber peinlich war es für den Betreffenden allemal.
Besonders gegen Ende der Veranstaltung ging es meist hektisch zu, man brauchte ja was zum Nachhausebringen, zum kuscheln und schmusen. Das wurden meist harte Kämpfe ausgetragen, im Allgemeinen kam es auch nicht darauf an wie hübsch sie war, Hauptsache gab ein Mädel. In 7 von 10 Fällen hatte man immer Erfolg, was das Nachhausebegleiten betraf. Das große Problem was bewältigt werden musste, war immer, was mit den Mädel anfangen? Ein wenig Knutschen ein wenig schmusen und streicheln, im Prinzip ging es nur bis zur Gürtellinie, nur selten gab es eine, die so ausgepufft war, das sie mehr zuließ. Irgend wie war man hinterher doch befriedigt, wenn auch mit feuchten Hosen (Daher stammt wohl der Ausdruck, das ging in die Hose). Es war aber eine tolle Zeit – eine echte Schule des Lebens. Man konnte was erleben, hatte was zu berichten, und manchmal sogar etwas zum Angeben, und entwickelte schon Vorstellungen, wie es sein wird, wenn man mal so richtig mit einen Mädchen .....das schönste Erlebnis haben würde.
Das sollte bei mir aber noch eine Weile andauern.