Montag, 14. Januar 2008

Schulabschluß und Lehrbeginn....

In Altenburger Südbad 1962,,,,,mit Klassenkameraden....

Vorerst genug davon und weiter im vollen Leben. Der Abschluss meiner schulischen Ausbildung gestaltete sich ein wenig dramatisch, die Voraussetzungen für eine gute Prüfung waren bei mir denkbar schlecht. Gleich in 5 Fächern sollte ich geprüft werden, dies stellte damals das Maximum dar. Ich war echt Sauer, aber ich nahm es gelassen hin, hatte ich mir doch alles selbst organisiert.
Deutsch war ja klar, Rechtschreibung Note 5, alles andere 2-3, diese Aufgabe könnte gelöst werden, Physik kam auch noch hinzu, aber schwierig, hier musste ich etwas dafür tun, denn Vorzensur zwischen 4 und 5.
In Russisch hatte ich Vornote 2 und habe zur schriftlichen Prüfung eine 5 gebaut
(einfach einen ganzen Satz vergessen zu übersetzen) Künstlerpech, aber Lösbar; Mathe Vornote 2-3 und in der schriftlichen Prüfung eine 5, lösbar und letztlich Chemie, eines meiner Lieblinsfächer Vornote 3 – da zu faul zum Lernen und schriftliche Prüfung eine 2.
Ich habe mir schon richtig leid getan, ich musste aber alles geben, ging es doch um die Voraussetzungen für den Beginn meiner Lehrausbildung, aber es kam ja alles ganz anders.
Während alle anderen unserer Klasse bei den Prüfungen schwitzten hatte ich eine plötzliche Blinddarmreizung und musste operiert werden. Als ich aus dem Krankenhaus kam waren die Prüfungen schon alle vorbei, ich bekam die Termine für die Nachprüfungen mit den Hinweis, das nur noch 2 Fächer gefragt wären. So hatte ich nun 5 Wochen Zeit um mich darauf vorzubereiten, da kann man mal sehen zu was so ein Blinddarm gut ist!
Natürlich habe ich beide Prüfungen bestanden, aber das Zeugnis jammerte einen Hund mit samter Hütte, wie man so schön sagt. Ich verwendete es wohl nur zweimal in meinen Leben und dann verschwand es für immer von der Bildfläche und ward nie mehr gesehen.
Einen wichtigen Lebensabschnitt hatte ich mehr oder weniger erfolgreich beendet und die schönste Zeit meines Lebens sollte nun beginnen.

* * *

Das Schöne an unseren Staat war, dass man sich keinerlei Sorgen über das Morgen zu machen brauchte. Meinen Lehrvertrag hatte ich in der Tasche und harrte erwartungsvoll der neuen Zeit, meiner Lehrausbildung entgegen. Ich begann meine Berufsausbildung zum Betriebsschlosser in der Filmfabrik Agfa Wolfen im Auftrag des Chemiefaserkombinats Guben für zwei Jahre. Es war Optimal, mit den nötigen Abstand von zu Hause, allein auf mich gestellt und auch für mich verantwortlich, voller Enthusiasmus ging es ab in die Ferne.
Untergebracht waren wir in einen Lehrlingswohnheim am Ortseingang vom Wolfen aus Richtung Greppin kommend. Die Gegend war scheußlich, voller Giftdämpfe in der Luft, die aus zwei nahegelegenen Abwasserteichen quollen, die Landschaft, besonders die Bäume und Gräser vom sauren Regen zerfressen, der Gestank aus der Farbenfabrik, so abscheulich, das man alle paar Meter die Gefühle wechseln musste.
Die Straßen voller Staub und da es Ende August war, vor Hitze flimmernd, hier fanden sich die neuen Lehrlinge alsbald in einer alten Baracke, auch Unterkunft genannt, so nach und nach ein. Zu viert teilten wir uns jeweils ein Zimmer.
Im festen Wohngebäude, wo die weiblichen Lehrlinge untergebracht wurden, deren alleinige Anwesenheit merklich unsere anfänglich miese Laune besserte, gab es den Speiseraum mit einen Fernseher und Klavier. In der Eingangszone unser Baracke, eine Tischtennisplatte, sie vervollständigte zusammen mit einen Nachtschränkchen, einen Wäschespind und einen Bett auf unseren Zimmer die Einrichtung des Hauses.
Ganz anders die Lehrbasis, hier konnte man erkennen, das man in einen Großbetrieb tätig ist, eine helle geräumige und vom feinsten ausgestattete Lehrwerkstatt mit angeschlossener eigner Berufsschule, gleichfalls für meine Begriffe modern eingerichtet. Neben der Berufsschule ein fast fertiggestellter Neubau, unser neues Lehrlingswohnheim, welches in etwa 8 Monaten bezugsfertig sein sollte.
Also alles in allen super Bedingungen für einen würdigen Neubeginn für den ich mir so allerhand vorgenommen hatte.
Nachdem die obligatorischen Einweisungen, beendet waren, begann für mich der Ernst des Lebens. Aber wie immer aller Anfang ist schwer. Neu eingekleidet im Blaumann sozusagen, wurden wir von unseren Lehrausbildern, Herrn L. und Herrn F., beide sehr nette Menschen nun alsbald in die Geheimnisse des Schlosserhandwerks eingeführt. Und es war eine mühselige Einführung. Neben den 4 Tagen praktischer Ausbildung lernten wir des Schlossers wichtigstes Werkzeug die Feile umfassend kennen. d.h. wir feilten bis wir Blasen an den Händen hatten sozusagen Wochenlang. Wir erschufen so echt handgefeilt ein neues Werkzeug, eine Handhebelschere für die Blechbearbeitung bis 2mm. Für deren Fertigstellung, erprobten und übten wir fast alle schlossertypischen handwerklichen Fertigkeiten bis zur Perfektion.
Langsam wurden wir zu kleinen Profis, die Arbeit machte Spaß und war sehr abwechslungsreich. Auch innerhalb der Berufsschule, die wir an den restlichen 2 Wochentagen absolvierten, machte mir das Lernen zunehmen Freude, im Endeffekt wurde bis auf wenige praxisbezogene Fächer der Lehrstoffs der 10. Klasse wiederholt. Jetzt ging es darum die anderen Freuden des Lebens zu erschließen.
Das wichtigste Problem, woher das Geld nehmen, die finanziellen Fragen mussten noch geklärt werden, denn mit unser schmalen Lehrlingsrente kam man nicht weit. Von den Anfangs 120,- Mark, die wir monatlich erhielten, wurden 45.-Mark für Unterkunft und Verpflegung abgezogen, dann musste man auch ab und an zum Wäschetausch nach Hause fahren, also Kassa blanca war eigentlich immer der Normalzustand.
Da konnte man nicht allzu viel fürs Erleben ausgeben oder man erschloss sich neue Geldquellen. Meine Eltern waren für ein Sponsoring nicht zu begeistern, es blieb also wieder einmal alles bei mir hängen, es musste eben wiedereinmal mit der Arbeit versuchen.
Samstags Nachmittag und Sonntag Vormittag waren dabei die geeignetsten Zeiten, und im Werk, der Filmfabrik, gab es schon eine geeignete Möglichkeit und Tätigkeit, die das Geldverdienen sozusagen ermöglichte, die Arbeit auf den Holzplatz. Da als Nebenprodukt der FF = Filmfabrik, auch Toilettenpapier gefertigt wurde und dazu Holz als Grundlage diente, ergab sich diese spezielle Arbeit, die niemand gern tun wollte, ein Betätigungsfeld für notorisch an Geldmangel leitende arbeitsgeile Individuen, so wie wir es als Lehrlinge waren.
Gerechterweise muss gesagt werden, das diese Arbeit eine Knochenarbeit war, ging es doch darum, in kürzester Zeit ein Meter lange Holzscheite (Gespaltene Baumstämme) vom Wagon zu laden (Standzeiten kosten Geld) und sie in drei Meter hohe und bis zu 50 m lange Stapel aufzubauen. Das Durchschnittsgewicht eines solchen Monsters war 20-50 Kg.
Bezahlt wurde nach gestapelten Festmetern, jedoch nur, wenn die geforderte Höhe erreicht war. Pro Festmeter 12.-Mark.
Wenn man also wollte, konnte man sich schon die notwendige Kohle für seine Bedürfnisse erarbeiten, für ein Wochenende waren da schon mal 50 Märker drin und das half wirtschaften.