Donnerstag, 13. Dezember 2007

Vorwort

Vorwort - Statt einer Einleitung


Memoiren zu schreiben ist nicht meine Absicht, dies tun nur bekannte und hochgestellte Persönlichkeiten, das ist nicht mein Stil und meine Gewichtsklasse.
Was mir vorschwebt sind persönliche Lebenserinnerungen oder Lebensbilder eines typisch durchschnittlichen ehemaligen DDR Bürgers, aufgewachsen und lebend in zwei unterschiedlichen aber faszinierenden Welten, durch Feindbilder des Systemkampfes geprägt und voller Lebens- und Liebeserinnerungen.
Was soll’s also werden?
Um sich dieser entscheidenden Frage zu nähern -
Was aufschreibenswert, interessant und zugleich unterhaltenswert im Leben eines Menschen ist - , also worüber man schreiben könnte, das erfordert immer die Einbindung der Persönlichkeit in den Beziehung von Zeit und Raum, in lebensprägende Umstände und in den Konsens der darin agierenden politischen Kräfte.
So gesehen verwundert es nicht, wenn das Individuum, - als Produkt der gesellschaftlichen Entwicklung, - seinen Lebensverlauf ab einen bestimmten Punkt neu zu durchdenken und zu bestimmen hat, besonders nach Zeiten tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen.
Nun bergen zwar Widersprüche in sich selbst schon die Tendenz progressiver Lösungen, jedoch bedarf es individueller Aktivitäten und Aktionen um, wie man so schön sagt, das Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Besonders seit der Zeit, als ich eine Arbeit in Baden Württemberg gefunden hatte und schon einige Zeit hier tätig war ist mir zweierlei aufgefallen, einerseits die Freundlichkeit und Offenheit der Bewohner dieses Bundeslandes gegenüber Fremden auch Ossis und andererseits eine durch die Presse und andere Massenmedien permanent propagierte Kampbange gegen alles was irgendwie nach Kommunismus riecht also rot oder auch rötlich ist, besonders zu gesellschaftlichen Höhepunkten wie Wahlen oder ähnlichem.
Zeigt mir doch dieser augenscheinliche Widerspruch des erlebbaren Daseins, das auf der einen Seite eine offensichtliche Furcht der gesellschaftlichen Macher vor diesem „Bösen“ in der Welt existiert und andererseits bei der Masse des Volkes ein großes Defizit an Wissen über das Leben der Menschen und deren Umstände in diesen den anderen System vorliegt.
Diese Schrift soll mit dazu beitragen Verständnis über uns Ossis zu entwickeln oder zu vertiefen.
Eine ganz andere wichtige Frage ist, „Warum sein Leben gerade jetzt transparent oder offen legen?“
Was und wem will man etwas mitteilen oder habe ich überhaupt etwas zu berichten, was allgemeines oder individuelles Interesse zu erwecken vermag?
Ich denke das jedwede Persönlichkeit, ihr Lebensweg etwas Einmaliges und Unwiederbringliches ist und deshalb ist es nicht vermessen zu sagen,
eine Person, deren Leben in die Geschichte einzubinden, kann durchaus unterhaltend und interessant sein. Es vermag nicht nur die lange Weile zu vertreiben, sondern regt an das Leben des geneigten Lesers widerzuspiegeln und vielleicht schlussfolgernd zu erkennen - auch mein Leben war schön, auch ich habe etwas erreicht - obwohl es auch oftmals sehr schwer war.
Eine andere Frage der man sich selbst stellen muss hat einen mehr oder weniger erkenntnistheoretischen Inhalt. Es geht um die Frage,
Warum ist man so oder so geworden, was hätte man anders machen müssen um dieses oder jenes zu erreichen, oder was soll man vermeiden um nicht gleich wieder in ähnliche Bahnen zu schlittern.
Ich kann und will mir nicht eingestehen, das mein Leben, meine Ideale und mein bisher Erreichtes, so wie es bisher verlaufen ist eine Nullnummer, also sinnlos gewesen ist. Ein solches Credo oder Urteil über sich selbst auszustellen wäre gelinde gesagt eine Katastrophe. Vielmehr denke ich das die ehemaligen DDR Bürger stolz und erhobenen Hauptes vor den Richtertisch der Geschichte treten können, denn sie haben unter manchmal unerträglichen Bedingungen an den größten gesellschaftlichen Versuch der Weiterentwicklung und Vervollkommnung der Menschheit teilgenommen, ihn auch stellenweise bewusst mitgestaltet und haben ihn, als sie deren Aussichtslosigkeit erkannten, erfolgreich abgebrochen. Ich gestehe offen, das dieses mein Leben für mich Lebenswert war, ich hatte eine individuelle persönliche Zielstellung und Ideale die mithalfen diese zu verwirklichen, ich konnte mein Leben sozial abgesichert, aktiv mitgestalten, habe dabei die Höhen und Tiefen, die Freuden und auch manche Leiden hingebungsvoll genossen und erinnere mich auch gern an diese. Und wenn ich heute einen Hit aus der Jugendzeit anhöre -
denke ich mich gern an die damalige Situation, an die Frau, die ich gerade im Arm hielt und an die gemeinsam verbrachten schönen Stunden.
Ein Gefühl der Selbstzufriedenheit durchströmt mich dann bis hin zur Sturm- und Drangzeit der damaligen vergangenen Jahre.
Aus diesem Bedürfnis heraus juckt mir schon lange das Fell -
Irgendeinmal werde ich - und warum wenn nicht jetzt und heute - mein Leben in Worte kleiden. Eine ganz andere Frage ist, egal ob der Zeitpunkt einmal kommt, ob es veröffentlicht wird oder nicht, was hat man aus seinen Leben gemacht, war man immer in der Lage zum gegebenen Zeitpunkt das Richtige zu tun, bzw. wo hat man wie und warum versagt. Es geht also im weitesten Sinne des Wortes um das kleine Stückchen Selbstzufriedenheit, das der Mensch braucht um in geordneten Bahnen lebend seine Zukunft zu gestalten. In diesen Sinne bitte ich gleichzeitig um Verständnis für den manchmal rüden Ton meiner Worte und die Deftigkeit der Ausdrucksweise. Auch möchte ich mich bei den Personen, die irgendwie meinen Lebensweg tangierten und nur mit den Kürzel ihres Namens benannt werden, also vielleicht auch heute noch existent sind und sich irgendwie wiedererkennen für meine Offenheit, die jedoch ausschließlich in Zusammenhang mit meinen Lebensweg gesehen werden darf, entschuldigen. Es liegt mir fern ihnen zu Nahe zu Treten oder sie zu verletzen.

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