Mittwoch, 9. Januar 2008

weiter weltanschauliche Entwicklung.....

Doch zurück zu politischen Werdegang. Innerhalb der Schule bemerkten wir sehr schnell, das es doch einen gewissen Widerspruch zwischen gesagten, verbotenen und der gesellschaftlichen Realität gab, der für uns als Kinder erkennbar, aber nicht verständlich war. Ich erinnere mich genau noch an die Zeit, wo wir einen schwunghaften Tauschhandel mit westlicher Literatur wie Micky Maus, später dann Gerry Cotton, Bufallo Bill u.ä. trieben, das war zwar verboten, da es „Schundliteratur aus den Westen“ war und trotzdem waren es unsere Bestseller. Und solange die Mauer offen war gab es auch immer Nachschub, denn es gab nur wenige Klassenkameraden die keine Verwanden im Westen hatten. Ich gehörte zu den wenigen und so mussten wir andere Tauschobjekte finden und anbieten um sie zu lesen.
Dieser Widerspruch zog sich durch die ganze Gesellschaft und vertiefte sich zunehmend mit der Perfekttonalität der Massenmedien wie Radio und Fernsehen. Die neuen Musikrichtungen wie Rock end Roll, Beat, verbreitet vor allen durch Radio Luxemburg zeigten bei uns, vor allen der Jugend Wirkung, da ging es um ein neues Lebensgefühl und um andersartige Lebensauffassungen die zwar fremd aber interessant waren.
1962 kauften sich meine Eltern ihren ersten Fernsehapparat, bereits zwei Monate später fragte mich meine Mutter ob mir am Fernseher nichts auffalle, ich wunderte mich und kam nicht auf die Idee, dass wir auch den Westen, die ARD empfangen konnten.
Fernsehen war noch nicht so wichtig für uns. Ein anderes Erlebnis, hautnah den Westen zu erleben, zeigte mir schon mit 12 Lebensjahren, dass diese Gesellschaft doch etwas anderes ist als unser Leben. Mit meinen Stiefvater durfte ich 1958 nach Westberlin fahren, es ging um den Besuch eines ehemaligen Arbeitskollegen, der 1956 die DDR verlassen musste, er hatte Unterschlagungen von Futtermitteln begangen. Das Beste an der ganzen Reise war ein Kino auf den Kuhdamm, wo ich erstmalig Micky Maus Filme erleben konnte und am meisten staunte ich, das früh Morgens der Bäcker die Brötchen und die Milch ins Haus vor die Tür brachte, während wir zu Hause danach traben und anstehen mussten.
Zieht man aus den bisherigen Schilderungen einige Schlüsse so ergibt sich ein Gesellschaftsbild mit folgenden Eckpunkten, es gibt zwei unterschiedliche deutsche Staaten, einen Erlebbaren und einen vom Hörensagen erkennbaren. Nicht alles, was über den Anderen gesagt wurde war nachprüfbar oder greifbar für uns und demzufolge Persönlichkeitsbildend. Jedoch in gewisser Weise als liebens- und lebenswert zu empfinden. Es gab ja auch niemand Anderes, außer den Institutionen der SED, die mir etwas über den Staat BRD beibringen wollten und konnten, nebenbei gesagt es interessierte mich damals auch kaum. Ich war damit Offen in der Auswahl meiner Überzeugungen. Ich lebte mein zwar noch junges Dasein so wie es die Umstände ergaben und war zufrieden damit.
Selbst der Mauerbau ging an mir total vorbei, das Einzige was uns Jungen damals berührte war die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, aber wir waren der Meinung, dass, bis es uns beträfe, schon wieder alles vorbei sein könnte, denn wir kämpften ja auch mit unseren Mitteln für einen baldigen Friedensvertrag für Deutschland als Voraussetzung für eine Vereinigung beider deutscher Staaten. Und das ging meiner Meinung damals nur wenn wir wirtschaftlich und politisch stark genug sein würden um gleichberechtigt an diesen Prozess teilzunehmen. Als junge FDJler wollten wir, das war die Zeit als unser Ministerpräsident W. Piek verstarb, solange das Blauhemd tragen, bis der Friedensvertrag durch sei.
Das wir dabei ab und zu westliche Massenmedien und Printerzeugnisse konsumierten, war zwar nicht erwünscht, gehörte aber mit dazu. Heute würde man dies als bewusstes Engagement mit den Umständen nennen, damals war dies schon fast aufrührerisch und wenn es bekannt geworden wäre, hätte man Sanktionen zu befürchten, besonders in den schulischen Bereich.Mein einziges aktives gesellschaftliches Engagement übte ich in der GST, in der Sektion Motorsport aus. Hauptgrund war vor allen der Führerschein Klasse 1 also für Motorräder. Die GST (Gesellschaft für Sport und Technik) war damals noch ein reiner Freizeitclub wo jeder entsprechend seinen Interessensgebieten verschiedenartige vor allen technische Sportarten ausüben konnte, wo es anderweitig für den einfachen Menschen mangels Masse keinerlei Chancen gab wie z.B. Segelflug, Luftgewehr oder KK-Schießen, Motorsport, Rudern, Funken usw. Natürlich liegt der Hintergedanke nahe für bestimmte militärische Laufbahnen einen Kaderstamm zu entwickeln, heranzubilden aber vordergründig war dies in den Anfängen der Entwicklung dieser Organisation noch nicht sichtbar. Zumindest ich empfand dies nicht so. Für mich war der Führerschein das Wichtigste, und diesen hatte ich schon mit 16 Jahren erfolgreich abgelegt nur allein und auf öffentlichen Straßen durfte ich erst ab 18 Jahren Motorrad fahren.

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