Montag, 21. Januar 2008

Die Lehrausbildung....

Ab ca. 16.30 Uhr war Freizeit angesagt, das Problem was tun mit dem angefangenen Vormittag. Wichtigste Frage sollte die Erkundung des Terrains mit den einschlägigen Gastronomitäten sein, zweite Aufgabe wo ist was los. Und schon konnte man das frohe Jugendleben beginnen. Von besonderen Interesse für uns war das Kulturhaus der Filmfabrik, es war Kino, Theater, Tanzklub und Gaststätte zugleich. Hier liefen eine Reihe von höchst geilen Veranstaltungen auch für uns Lehrlinge ab. So gab es z.B. einen Tanzzirkel für Fortgeschrittene im jugendlichen Alter, direkt für mich organisiert. Zweimal war da in der Woche Training für 3 Stunden, da habe ich mich doch sogleich eingetragen, denn ein Anfänger war ich ja nun mal nicht mehr, und in meiner damaligen Tanzpartnerin, sie hieß S. und war aus C., meine erste große Liebe gefunden, zumindest dachte ich es mir so. Wir haben zusammen getanzt, ich habe mein Bestes gegeben um sie anzumachen. Sie war auch recht nett zu mir, aber mehr als tanzen gab es nicht, als mir jedoch der Kragen platzte und ich sie zur Rede stellte, gestand sie mir, dass sie schon zu Hause einen Freund hat und ihn sehr liebt. Für mich aber brach eine Welt zusammen ein viertel Jahr hatte ich gebaggert wie ein Weltmeister und dann so eine Pleite. Nicht das ich ihr böse deshalb war, im Gegenteil, ich hatte vor ihr Respekt und Hochachtung, aber dass dies ausgerechnet mir passieren musste war schlicht gesagt zum Heulen. Ich hab da vor Kummer auf den WC gesessen und geweint wie ein Schlosshund. Wir sind aber die ganzen zwei Jahre, wie es gute Kumpel nun mal, tun durch Dick und Dünn gegangen. Immer wenn Einer von uns Beziehungsprobleme hatte, sprang der Andere hilfreich ein. Es war eine sehr schöne Freundschaft, ohne sexuelle Hintergedanken und ohne wenn und aber.
Noch heute erinnere ich mich gern an diese Zeit und würde gern erfahren was aus ihr geworden ist.
Meine große Liebe.....


Ein mal im Monat haben wir im alten Wohnheim eine gemütliche Sause abgezogen, wir hatten unsere eigene Kapelle, bestehend aus Klavier oder Akkordeon, Gitarre und Schlagzeug, das war immer für unsere Erzieher ein großer Stresstag, denn wir konnten kein Ende finden. Heimerziehung gab es für die Herren der Schöpfung bis gegen 22.00 Uhr, dann wurde kontrolliert ob auch alle Schäfchen im Stall waren und ab in die Falle, Nachtruhe. Die Mädels waren da schlechter dran, für sie gab es die ganze Nacht über eine Extraerzieherin, die sie, wie eine alte Glucke ihre Küken, scharf bewachte. Da war nichts zu machen. Diese ältere Erzieherin war wie so ein gewiefter routinierter Spanner auf uns Jungen geil, sie wartete immer bis das Umkleiden zur Nacht begann, dann erst machte sie bei uns die Anwesenheitskontrolle, wahrscheinlich wollte mal paar knackige Ärsche und Schwänze sehen. Wir waren natürlich so cool und taten ihr den Gefallen. Als sie eines Abends wieder Dienst hatte und unaufgefordert unser Zimmer betrat, ließen wir unsere Schläuche, leicht aufgepuscht vor ihren Augen kreisen und grölten ihr Sprüche hinterher, so dass sie mit roten Kopf unsere Bude fluchtartig verlies. Ab diesen Zeitpunkt klopfte sie immer erst an, bevor sie das Zimmer betrat.
Die Jagt auf das weibliche Geschlecht fand sozusagen auf neutralen Boden statt, außerhalb des Wohnheims. Und so verwunderte es deshalb auch nicht, dass über die ortsansässigen Schönen aus der näheren Umgebung unter uns Kerlen des Öfteren geplauscht wurde.
Als es wiedereinmal um dies bewusste Thema ging, mussten wir Jungs feststellen, das wir zu viert ein und dieselbe Freundin zugleich hatten. Vom Namen und Aussehen vom Treffpunkt her, war es immer das gleiche Frl. Gerda, sie hatte nur an bestimmten unterschiedlichen Tagen für den jeweiligen Kumpel Zeit.
Natürlich hat uns dies stark in unserer Ehre gekränkt und wir beschlossen den bösen Treiben ein Ende zu setzen noch dazu wo sie uns nur unnötigerweise scharf machte und außer rumfummeln nichts bot. Der nächste diensthabende Lover eilte flugs zum vereinbarten Treffpunkt und die anderen drei mit entsprechenden Utensilien 30 Min. später hinterdrein. Gemeinsam haben wir ihr dann mit schwarzer Schuhcreme die Kimme blank poliert und sie liegengelassen. Man soll halt nicht unnötigerweise mit den Feuer spielen.
Damit nicht der Eindruck entsteht, das meine Lehrzeit nur ein reiner Zeitvertreib mit dem schönen Geschlecht war, noch einige Bemerkungen zu meiner Leistungsentwicklung. Für mich erstaunlich jedoch real nachvollziehbar zeigte sich ein spürbarer Leistungsaufschwung. Das Lernen machte mir auf einmal Spaß, ich ging gern zur Schule und konnte bewusst erleben, wie von Halbjahr zu Halbjahr meine Resultate sich verbesserten. Vor unseren Ausbildern hatten wir Respekt und achteten ihr Können. Keiner von uns kam auf die Idee, ähnlich wie in der Schule, ihnen gegenüber auch nur an böse Streiche zu denken geschweige denn sie auszuführen. Besonders Herr F., mit seinen fasst schlohweißen Haaren und seinen zittrigen Händen war nicht nur ein ausgezeichneter Spezialist auf seinen Gebiet, er verstand es auch bestens uns sein Können zu vermitteln.
Seine Krankheit resultierte noch aus Spätfolgen des zweiten Weltkriegs. Er musste als 18 jähriger Matrose auf einen U-Boot miterleben wie all seine Kameraden so nach und nach ersticken als das Boot manövrierunfähig auf den Meeresgrund lag. Er war der einzig Überlebende dieser Katastrophe.
Von Herrn L., unseren Klassenleiter, der sehr streng aber gerecht war, erlernten wir im Verlaufe der Ausbildung alle notwendigen Fertigkeiten und Tricks, um in unserer weiteren beruflichen Entwicklung zu bestehen. Seine kleine Macke bestand darin, das er bei geringfügigen Verstößen gegen die Disziplin, den Delinquenten so mit Daumen und Zeigefinger die Rückenhaut zusammenkniff und ihn durch Drehung, mal nach rechts oder links, in die richtige Bahn lenkte. Das war schmerzhaft und zeigte neben blauen Flecken auch die gewünschte Wirkung.
Eigentlich könnte ich mit meinen bisherigen Werdegang voll zufrieden sein, ich hatte ja alles erreicht, was ich wollte, alles?, irgendetwas fehlte wohl doch noch. Was war das doch gleich?
Ach ja ich war ja noch nicht Entbübt worden, ich war sozusagen noch Jungfrau oder Mann und das war beschämend und traurig zu gleich. Das Mädel, welches ich damalig gerade in Arbeit hatte, war nicht so richtig mein Typ, wir Tanzten, schmusten und badeten zusammen, mit ihr konnte ich eigentlich alles anstellen was ich wollte, auch von Hause aus war sie eine gute Partie, wie man heute so schön sagen würde, ihr Vater war Doktor der Chemie, verdiente damals ein Heidengeld, die Eltern hatten ein schönes Haus in Wolfen, sie konnten es sich sogar leisten, ins Ausland, nach Ungarn, in Urlaub zu fahren (und dies Mitte der 60iger Jahre ), und hatten mich, so sagte es jedenfalls meine Flamme, mit eingeladen. Es gab aber ein schwerwiegendes Problem, das Mädel hatte ein Temperament wie ein alter Topflappen, nämlich keines, sie seufzte nur immer schwer und das war es. Es ging mir wie in den Witz mit den Fernfahrer und der Nonne, der, nachdem er sie während der Fahrt öfters befummelte und danach leise anfragte, wie es ihr denn so gefiele, als Antwort erhielt:, „Johannes 7, Psalm 3“. Er schmiss sie also kurzentschlossen auf dem nächsten Parkplatz raus, und las anschließend in der Bibel nach, dort stand:, „Der Herr ist auf den richtigen Weg“.
Ich konnte und wollte mit dieser Frau nichts anfangen, denn eine Frau die es durch ihr Auftreten nicht versteht beim Mann Interesse oder Lust zu entwickeln oder zu entfachen, soll meinethalben ins Kloster gehen.
Ich aber war einfach nicht in der Lage, sie für die Liebe oder für Sex zu begeistern. Dazu fehlte mir die Erfahrung und die Lust. Die ganze Beziehung endete wieder einmal durch höhere Gewalt, mitten im schönsten Sommerwetter überfiel mich eine starke Angina in deren Folge mir im Krankenhaus die Mandeln entfernt wurden. Nach erfolgter Genesung war meine Schöne aus den Urlaub zurück und ging, wie ich ihren eigenen Weg.

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